Aloys Große Boes

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Aloys Große Boes: Er stritt dickköpfig gegen jedermann und verlor dabei Haus und Hof [von Wolf Stegemann]

Matthäus-Friedhof

Von Beginn bis zum Ende des Entstehens der Neuen Stadt Barkenberg und der Aktivitäten der Entwicklungsgesellschaft Wulfen begleitete das Schicksal eines Landwirts aus dem Grenzgebiet Wulfen-Lembeck das Baugeschehen. Von der Öffentlichkeit meist unbemerkt, kämpfte der Bauer Aloys Große Boes gegen Behörden und Stadt sowie den Rest der Welt, wie Don Qichotte gegen die Windmühlenflügel. Am Ende verlor der einstige Bauer Große Boes alles – vor allem seinen Hof. Verarmt und obdachlos wurde er in ein Hochhaus in Barkenberg eingewiesen. Er starb 1997.

Aloys Große Boes hatte seinen Bauernhof von den Eltern geerbt. Er lag im Grenzgebiet Lembeck zu Wulfen. Von dort aus lief der streitbare Bauer mit oder ohne Recht, aber immer mit westfälischem Dickschädel, gegen Behörden und Institutionen Sturm. Hier lagen die Schwierigkeiten, die er bekam, weil er nicht aufhörte, gegen den Rest der Welt auf seine Art zu kämpfen. Aloys Große Boes missachtete dabei jegliche (verwaltungs-)rechtlichen Spielregeln. Denn sein Vieh zu versorgen, so sagte er, war ihm wichtiger, als Rechtsmittel gegen die vielen Verfügungen einzulegen, die gegen ihn ergangen waren. Sein Vieh verlor er dennoch.

Dass er sich mit dieser Einstellung Tausende von Mark hatte pfänden lassen müssen, war bei ihm Tagesordnung. Er glaubte, sich im moralischen Recht zu befinden, von dem aus er das juristische Recht für sich ableitete. An Große Boes prallte so gut wie alles ab, was die Stadt Dorsten, die Entwicklungsgesellschaft Wulfen, die „Bäuerliche“, die Landwirtschaftskammer, Versicherungen u. a. durch Erlasse, Ordnungsverfügungen, Zwangsgelder, Mahnbescheide und Pfändungen in den 1980er Jahren an ihn herantrugen. Doch das war nicht immer so.

In Behörden und Gesellschaften sah er seine Feinde
Sein privater Bauernkrieg gegen die Obrigkeit fing etwa 1958 an, als er mit einem Anhänger voller Kartoffeln auf den Hof fuhr. Seine Eltern saßen verstört am Tisch, seine Mutter weinte. Vertreter der Entwicklungsgesellschaft Wulfen hatten seine Eltern vor die Wahl gestellt, entweder Hof und Grund an die Entwicklungsgesellschaft Wulfen (EW) freiwillig zu verkaufen oder enteignet zu werden. Für die Neue Stadt Wulfen brauchte die EW Bauflächen und der „Wittenberger Damm“ sollte über sein Feld „Wittenberge“ geführt werden. Das war für den damaligen Jungbauern Aloys das Schlüsselerlebnis. Von da an sah er Behörden und Gesellschaften als seine Feinde an, zuerst noch mit wachem Blick, der dann immer trüber wurde. Weder damals noch später gab er Boden als Bauland her. „Jeder hat Brot nötig“, sagte er damals, „aber dem Landwirt wird Stück für Stück Boden abgenommen, auf dem das tägliche Brot gedeiht.“ In seinem Kleinkrieg bekam auch die Kirche was ab: „Unser täglich Brot gib uns heute. So beten wir. Doch wie sieht es in der Praxis aus?“ Er kritisierte, dass die Antoniusgemeinde in Holsterhausen zwei Morgen Land mit Gestrüpp an die Entwicklungsgesellschaft abgegeben hatte und dafür 14 Morgen Weideland und „eine Schubkarre Geld“ erhalten hätte. Die Streitfälle waren mannigfach und kaum noch zu überblicken. Hauptgegner seines Zorns waren die Stadt Dorsten und die Entwicklungsgesellschaft Wulfen, von denen er sich „vorsätzliche betrogen“ fühlte.

Seinen Krieg gegen die Behörden setzte Große Boes fort, bis es zur Zwangsversteigerung seines Hofes wegen Überschuldung kam, an der nicht wenige andere verdienten, die ihm immer wieder Kredite gewährten, obwohl sie wussten, dass ihn dies ruinieren würde. So bekam die Entwicklungsgesellschaft doch noch den Hof mit seinen Ländereien für die Verlängerung des „Wittenberger Dammes“, die aber paradoxerweise bis heute nicht gebaut worden ist.


Weblink

Ein ausführlicher Text ist zu finden in dem Blog www.dorsten-transparent.de :