Allen Opfern

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Interner Arbeits-"Zettelkasten" zu Opfern von NS-Diktatur und 2. Weltkrieg in Wulfen

Wer weitere Informationen hat, möge sich bitte bei der Geschichtsgruppe des Heimatvereins melden

Einheimische Soldaten

Namensliste HKL 1960: (114)

Durch Bomben getötete Zivilbevölkerung

insgesamt 41
davon am 22.3.45: 23 Wulfener, 1 Ortsfremder
an anderen Tagen: 10 Wulfener, 7 Ortsfremde

Muna / Zwangsarbeiter / Kriegsgefangene

26 Menschen starben am 29.12.1944 bei einer Explosion, 13 Deutsche, 13 sowjetische Zwangsarbeiter

"Alle bei der Muna beschäftigten Ostarbeiter stehen namentlich genannt mit Geburts-, Einstellungs-, Entlass- und Lohngruppenda­ten in den erhalten gebliebenen Personalli­sten. Der Stundenlohn betrug zwischen 36 und 52 Pfennigen. Interessant ist die Spalte „Entlassen“. In ihr ist vermerkt, wer geflo­hen und wieder eingefangen oder wer in das Straflager der CWH nach Marl-Hüls über­stellt worden war.

Kasimierz Tokarski erhängte sich am 26. Au­gust 1942 auf dem Bauernhof in Wulfen, auf dem er arbeitete. Der 34-jährige Michel Oleynikow (Pole) starb am 15. Juni 1942 durch Bauchschuss. Am 31. August 1942 wurde der aus dem Lager der Eisengießerei entflohene Russe Anton Egorow in Wulfen „auf der Flucht erschossen“. Iwan Cimbal, geboren am 20. September 1922, wurde am 6. Juli 1944 wegen „Gehor­samsverweigerung“ erschossen. Die Beerdi­gung fand einen Tag später auf dem Wulfener Friedhof statt. Am 29. Dezember 1944 kamen um 11.45 Uhr bei einem Explosionsunglück 13 russische Männer und Frauen zu Tode. An Spiritusvergiftung starb am 30. März 1945 der Pole Alphons Karezewski (34) auf einem Bauernhof in Wulfen. Er wurde im Garten begraben. Die Liste ließe sich fort­setzen." Unbekannter summarischer Text auf Einzelblatt, gefunden zwischen Biermann-Unterlagen im Heimatbund-Archiv Nov. 2024

Muna-Text

[Im Heimatbundarchiv gefundener getippter Text, Einzelblatt, ohne Datum, unsigniert (Stegemann?) ]

Muna

Über die Muna sind viele Akten vorhanden. Genaue Bezeichnung: Heeres-Munitionsanstalt.

Ich habe die Lohnliste der Ortarbeiterinnen und Ostarbeiter ab- geschrieben, mit genauen Namen, Geburtsdaten und eventuellen Sterbedaten, ob geflogen oder an anderes Werk übergeben, wann Lohnsteigerung (Jeweils nach drei Jahren von 42 auf 55 Pfennige in der Stunde). Es sind etwa 300(?) Namen. Außerdem sind Akten vorhanden, ais denen hervorgeht, wer wann und wie gestorben und wo beerdigt wurde. Da sind "Auf der Flucht er- schossen", "erschossen wegen Befehlsverweigerung","Aufhängen", Alkoholvergiftung, Lungenentzündung, Gelenkrheumatismus ebenso wie Explosionen in der Muna, wo beispielsweise an einem Tag 26 Personen zu Tode kamen.

Die Ostarbeiter, vorwiegend Russen aber auch Polen, waren ehemaligen Reichsarbeitsdienstlager zwischen Wulfen und Deuten untergebracht. (Von Wulfen kommend, Richtung Deuten, links im Birkenwald). Dort war auch ein Friedhof angelegt mit etwa 450 namentlich vorwiegend unbekannten Toten. Nach Kriegsende wurden sie um zum Rüsssenfriedhof Holsterhausen. Auch die namentlich bekannten wurden dorthin umgebettet.

im Lager und bei der Muna war für Ostarbeiter bis Ende des Krieges ein gewisser Aßmann verantwortlich ("Aufsicht und Kontrolle"). Nach dem Krieg war sein Aufenthaltsort unbekannt. Noch 1952.

Am 29. 12 1944, 10.30 explodierte ein Munitionsbunker. Dabei kamen insgesamt 26 Personen um, darunter Deutsche und 13 Russen namentlich erfaßt.

Im ehemaligen RAD-lager im Birkenwäldchen zwischen Wulfen und Deuten waren vom 15.5. bis 15.7. 1945 (also nach Kriegsende) 600 Russen untergebracht. Der eigene Friedhof dieses Lagers wurde von den Russen selbst angelegt. Es waren nur Zivilarbeiter (Ostarbeiter).

Zwangsarbeiterlager

  • Munastraße (vor dem Bahnübergang links)
  • zweites? Lager

Einsatz auf Bauernhöfen

xxxx

Sogenannter Russenfriedhof

1942 wurde in der äußersten Ecke des damaligen Wulfener Gemeindegebiets (in der Nähe des Waldfriehofs Holsterhausen) ein Friedhof vor allem mit Massengräbern für (400?) verstorbene Sowjetbürger angelegt. Er liegt am Tüshausweg gegenüber dem Waldfriedhof Holsterhausen.

Eine Recherche des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge 2024 ergab, dass dort überwiegend (aber nicht nur) Kriegsgefangene verscharrt worden sind, die im Lazarett an der Schleuse verstorben sind. Vorher waren sie in Arbeitskommandos im Ruhrgebiet (z.B. bei Krupp) zu härtester Arbeit bei ungenügender Ernährung gezwungen.

In Wulfen 1939-'45 gestorbene Nichtdeutsche (wird weiter ergänzt)
Name Geburtstag Ort Todestag Grab Alter Anmerkung
Cimbal, Ivan 20.09.1922 06.07.1944 42 21 Jahre
Fesenko, Nikolay 23.11.1926 Horobuwka 29.12.1944 43 18 Jahre Muna-Explosion
Gusewa, Larisa 20.12.1921 24.04.1944 41 22 Jahre
Harmaroch, Michael 20.03.1925 29.12.1944 44 19 Jahre Muna-Explosion
Karnjewa, Anna 04.04.1914 Koltschano 29.12.1944 45 30 Jahre Muna-Explosion
Kuripka, Iwan 27.09.1925 1945 63 19 Jahre
Nakonechnaja --- 03.07.1944 58 ?

Quelle: Russischer Friedhof außerhalb des Waldfriedhofs in Dorsten-Holsterhausen. Hier: Namentliche Aufstellung der Einzelgräber
Stadt Dorsten, Bauverwaltungsamt, 19.09.1983. (Heimatbundarchiv: OB Zwangsarbeiter)

Bomberabsturz 1943

  • "Nachforschungen zu einem Flugzeugabsturz / -abschuss am 1. Mai 1943 in Wulfen" von Walter Biermann, Willi Duwenbeck, Alfred Gebauer. Heimatkalender 2007, S.206-209. 7 Tote (Briten)

Angriff auf einen Personenzug am 29.10.44

10 Soldaten, 20 Zivilisten (laut HKL 1960)

"28 Tote und 60 Verletzte, davon 30 schwer, fordert der Angriff von 4 Jagdbombern mit ca. 40 Splitterbomben am 29. Oktober 1944 auf den in Wulfen eintreffenden Zug aus Hervest-Dorsten. Später sterben noch 4 Schwerverletzte. Ein Großteil der Toten wird in einem Massengrab auf dem Wulfener Friedhof beigesetzt. Die Beerdigung wird von Pfarrer Janmieling, von 1938 bis 1945 Pfarrer in Wulfen und dem ev. Pfarrer Maybaum aus Hervest vorgenommen." Text aus Wulfen in Geschichte und Gegenwart S.92f, Quelle: Handgeschriebene Wulfener Chronik 1938-1975. Laut Namensliste im HKL 1960 waren alle von außerhalb.

Bei den Kampfhandlungen am Kriegsende in Deuten+Wulfen am 23.3.45 getötete ortsfremde Soldaten

20 (davon 2 schon am 22.2.)

Ermordung Bomberbesatzung

Dorstener ermordeten 1945 in Wulfen drei alliierte Flieger – nach dem Krieg verübten die Täter im Gefängnis Selbstmord / Von Wolf Stegemann : http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/dorstener-ermordeten-1945-in-wulfen-drei-alliierte-flieger-nach-dem-krieg-verubten-die-morder-in-britischen-gefangnissen-selbstmord/ = Am 25.3.45 abgestürzter Bomber mit 7 Kanadiern: 5 Tote, 2 Überlebende, die kurz darauf erschossen worden sind (plus ein weiterer allierter Soldat)

Juden

Familie Lebenstein

Die Familie flüchtete nach nach dem Progrom 1938 nach Amsterdam. 1940 wurden die Niederlande von der Wehrmacht bestzt, die Familie im Lager Westerbork interniert und von dort 1943 nach Auschwitz in den Tod deportiert. Im Lager Westerbork heiratete Herta und bekam ihren Sohn Peter Münzer. Josef Lebenstein wurde 58 Jahre alt. Paula Lebenstein wurde genau 50 Jahre alt. Herta Lebenstein wurde 21 Jahre alt. Günter Lebenstein wurde nur 16 Jahre alt. Der Sohn von Herta, der kleine Peter Münzer, wurde nur 10 Monate alt.

Familie Moises

Ein Teil der Familie flüchtete 1933 bzw. nach dem Progrom 1938 nach Palästina und musste seine Heimat aufgeben:

   (Mutter) Johanna Jacob Moises *28.6.1870; oo Okt.1895; +1945 in Beth-Jizhak (Palästina)
   Josef Moises *26.9.1900 in Wulfen; oo Senta Wieler; +11.11.1985 in Beth-Jizhak (Israel)
   Senta Moises geb. Wieler, *16.4.1902 in Wiesbaden, +21.10.1970 in Bet Jizchak (Israel)
   Henriette Moises *9.4.1902 in Wulfen; oo Pressmann; +1966 in Israel (Emigration nach Palästina bereits 1933)

Zwei Schwestern heirateten nach auswärts und wurden von dort deportiert und ermordet:

   Paula Moises, *3.7.1904 in Wulfen; oo mit Moritz Falke (Wolbeck), +1944 im KZ Stutthof, Stolperstein in Münster-Wolbeck
   Adele Moises, *4.3.1907 in Wulfen; oo Fritz Wieler (Recklinghausen); +1942 im KZ Riga, Stolperstein wird 2025 in Recklinghausen verlegt

Euthanasie-Morde

= Tötung von Behinderten in überregionalen staatlichen Anstalten

Auskunft LWL-Archiv, Herr Höötmann (9.1.25):
im Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Archiv LWL) befinden sich im Bestand 840-22 (Kleine Erwerbungen: Prof. Dr. Walter) die von Walter im Zuge seiner Publikation „Psychiatrie und Gesellschaft in der Moderne“ überarbeiteten Verlegungslisten aus den westfälischen Provinzialheilanstalten. Diese Listen haben gegenüber den Originallisten in den einzelnen Klinikbeständen den Vorteil, dass die Rechercheergebnisse Walter dort dokumentiert sind. Die Listen weisen auch den Wohnort aus. Insofern sind sie eine verlässliche Quelle für ortsbezogene Nachforschungen. Für die Durchsicht dieser Listen zu den sieben westfälischen Provinzialheilanstalten ist erfahrungsgemäß ungefähr ein Tag ausreichend. In den beiden Beständen zu den Kinderfachabteilungen lassen sich keine Kinder aus Wulfen nachweisen.

Auskunft der Gedenkstätte Hadamar vom 10.12.24 (Frau Michel):
"In unseren Unterlagen konnten wir keinen Hinweis auf Personen finden, die in Wulfen geboren wurden oder dort gelebt haben. Bitte beachten Sie dabei jedoch, dass uns bislang bei einem Drittel der Opfer der Geburtsort und bei zwei Dritteln der letzte Wohnort vor Aufnahme in eine Anstalt nicht bekannt sind."

Auskunft von Marion Rible (am 14.11.24):
Nach Kriegsende sollten die Pfarrer über Euthanasie-Opfer an den Bischof berichten. Bei Frau Ribles Recherchen konnten die Mitarbeiter des Diozösanarchivs kein Schreiben aus Wulfen finden.

Ein Schicksal aus Hervest: http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/euthanasie-das-schicksal-eines-jungen-behinderten-madchens-aus-hervest-dorsten-jetzt-reichts-mir-mit-dem-bloden-balg/ In dem Text ist die Anzahl von 17 Fällen in Dorsten genannt

Namenslisten

Opfer des Weltkrieges 1939/45 aus und in der Gemeinde Wulfen [einschl. der Opfer eines Luftangiffes auf einen Zug und der Explosion in der Muna] / Theodor Küper. Heimatkalender 1960, S.47-54. Enthält 231 Namen:

   A. Namen der gefallenen und verstorbenen Krieger unserer Gemeinde (114)
   B. Durch feindliche Bomben gefallene Zivilpersonen (17)
   C. Beim Großangriff auf Wulfen am 22.3.1945 gefallene Einheimische (24)
   D. Bei einem feindlichen Luftangriff auf einen Personenzug am 29. Oktober 1944 gefallene Zivilipersonen (20)
   E. Bei einem feindlichen Luftangriff auf einen Personenzug am 29. Oktober 1944 gefallene Soldaten (10)
   F. Namen der ortsfremden Soldaten, welche beim Übergang der Front und sonst in Wulfen gefallen sind (20)
   G. Opfer der Explosion eines Munitionsbunkers auf der Muna am 29.12.1944
   a) Deutsche (13)
   b) Ostarbeiter (13)

Weitere Gedanken

Ermordete Widerstandskämpfer, Kommunisten, Zeugen Jehovas, Geistliche: derzeit keine bekannt

Opfer sind nicht nur Tote, sondern auch Verwundete, Traumatisierte, aus politischen Gründen Inhaftierte, ... (Auch seelisches Leiden bei Angehörigen)

Nach 1945 sind viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten nach Wulfen gekommen

Opfer durch Wulfener ???

Kriegsende und Nachkriegszeit

(ohne den 22. März 1945)

  • Wulfener Ereignisse im Jahre 1945 / August Borchers. HKL 1978, S.57-62
  • Wulfener Ereignisse im Jahre 1945 [Teil 2] / August Borchers. HKL 1979, S.101-108
  • Wulfens Schicksalstage [notiert 5.4.45] / Pfarrer Franz Janmieling. HKL 1952, S.102-104

Andere Kriege

  • 1. Weltkrieg
  • 1870/71
  • Napoleon/Befreiungskriege
  • Siebenjähriger Krieg
  • Dreißigjähriger Krieg

Siehe auch